Wie lernen Menschen Sprachen?

Das Erlernen der Erstsprache
Sprache umgibt uns, wo immer wir uns auch bewegen – sie ist etwas so Alltägliches, dass wir uns in der Regel keinerlei Gedanken machen, warum wir eigentlich eine Sprache verstehen und sprechen können.

Während der Kindheit eignen wir uns durch Imitation der Sprache, die in unserer nächsten Umgebung gesprochen wird, in einem natürlichen Prozess unsere erste Sprache an. Diese Sprache ist meist diejenige, die auch die Mutter spricht, weshalb auch von dem Erwerb der Muttersprache gesprochen wird. Unsere Erstsprache wird von uns so tief in ihrem Lautbild und ihren grammatischen Strukturen verinnerlicht, dass wir sie automatisch und ohne nachzudenken anwenden können.

Die Erstsprache muss aber nicht unbedingt die Sprache der Mutter sein. So passen sich beispielsweise Kinder, deren Mutter mit einem starken Dialekt oder Akzent redet, schnell der Sprache ihrer Lebenswelt an, wenn hier die jeweilige Hochsprache (z.B. Hochdeutsch) gesprochen wird.

Kinder, die von Beginn ihres Lebens an zweisprachig aufwachsen, meist weil ihre Eltern in zwei unterschiedlichen Sprachen mit ihnen sprechen, nehmen in aller Regel beide Sprachen so gut an, dass man auch von zwei Erstsprachen reden könnte. Jedoch wird im Laufe der späteren Entwicklung so gut wie immer eine dieser Sprachen besser beherrscht werden, vor allem im Umfang des Wortschatzes werden die Unterschiede dann sichtbar.

Entscheidend für diese Entwicklung ist die Sprachumgebung des Kindes, also welche Sprache hier vorherrschend ist. Bis zu einem Alter von etwa vier Jahren, wenn die Hirnreifung abgeschlossen ist, tun sich viele der zweisprachig aufgewachsenen Kinder allerdings noch schwer, beide Sprachen auseinanderzuhalten. Nach dem Abschluss der Reifung treten diese Schwierigkeiten in aller Regel nicht mehr zutage.

Über das Erlernen von Fremdsprachen
Je jünger Kinder sind, und je weniger sie bereits ihre Erstsprache und deren grammatischen Strukturen und Wortschatz verinnerlicht haben, desto leichter fällt ihnen die Aneignung einer weiteren Sprache.

So sprechen kleine Kinder eine neu erlernte Fremdsprache bereits nach kurzer Zeit meist ohne hörbaren Akzent, und es fällt schwer, sie von Erstsprachlern zu unterscheiden. Jugendliche und vor allem Erwachsene hingegen haben bei der Aneignung von Aussprache und Satzbetonung erheblich größere Probleme. Man könnte also denken, dass sich Kinder generell Fremdsprachen leichter und schneller aneignen können. Dem ist aber nur eingeschränkt zuzustimmen. Tatsächlich haben jüngere Kinder weit weniger Schwierigkeiten, sich eine neue Sprache durch Imitation ihrer fremdsprachlichen Umgebung spielerisch zu erschließen.

Sie haben nämlich wesentlich weniger Hemmungen, die fremde Aussprache einfach auszuprobieren, da sie möglichst schnell mit ihren fremdsprachigen Spielkameraden kommunizieren möchten. Man sollte zudem nicht vergessen, dass Kindern im Normalfall wesentlich mehr Zeit zur Verfügung steht, durch Nachahmung eine Fremdsprache zu erlernen.
Jugendliche und vor allem Erwachsene können hierfür meist nur eine begrenzte Zeit neben Schule, Studium oder Beruf investieren und ihnen fehlt oft auch die alltägliche Übung im Sprechen.

In formellen Lernumgebungen wie im Unterricht, im Umgang mit Lehrbüchern oder multimedialen Sprachkursen allerdings sind Jugendliche und Erwachsene im Vorteil. Wenngleich es ihnen schwerer fällt, die Aussprache auf Anhieb korrekt zu erlernen, können sie sich grammatische Strukturen wesentlich leichter erschließen.
Da sie ihre Erstsprache vollkommen automatisiert anwenden, haben sie auch ein größeres Aufnahmevermögen, um die Fremdsprache zu verarbeiten. Außerdem sind sie es wesentlich stärker gewöhnt, strukturiert und formell zu arbeiten und zu lernen.

Ein Fremdsprachenerwerb ist aber weit mehr als „nur“ das Erlernen einer anderen Sprache. Er stellt vielmehr ein hervorragendes Training dar, um Ihr Gedächtnis und Ihre Verarbeitungs- und Anwendungsstrategien aufzufrischen. Das bedeutet, dass Sie mit dem Erwerb einer Fremdsprache gleichzeitig auch Ihr Gehirn einer regelrechten Verjüngungskur unterziehen.

Autor des Artikels: Christoph Gollub


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