Was ist eine Sprachfamilie?

Beginnen wir zunächst einmal mit der Definition des Begriffs „Sprachfamilie“. Eine Sprachfamilie ist die allgemeine Bezeichnung für eine Gruppe von Sprachen, die vermutlich genetisch miteinander verwandt sind und somit alle von einer Vorgängersprache, einer (nicht mehr existierenden) Ursprache, abstammen.

Der Begriff „Sprachfamilie“ soll die verwandtschaftlichen Beziehungen veranschaulichen; manchmal wird an seiner Stelle auch der Ausdruck „Sprachstammbaum“ verwendet. Die Bezeichnung „Sprachfamilie“ wird aber in manchen Fällen – je nach Klassifikationssystem – auch nur bei näherer Verwandtschaft verschiedener Sprachen verwendet, bei entfernterer Verwandtschaft bzw. unklaren Beziehungen hingegen spricht man dann von einem sogenannten „Sprachphylum“ (bzw. „Sprachstamm“).

Größere Sprachfamilien bestehen meist aus verschiedenen Zweigen, welche wiederum unterschiedliche Sprachen bzw. Sprach-Unterfamilien umfassen. Bis auf wenige Ausnahmen (vor allem in der pazifischen Inselwelt) ist es gesichert, dass fast sämtliche Sprachen der Welt einer bestimmten Sprachfamilie bzw. -gruppe angehören.

Wie viele „Familienmitglieder“ hat eine Sprachfamilie?

Leider ist es nach über zweihundert Jahren Sprachforschung auch heute noch nicht möglich, eindeutig zu bestimmen, wie viele Sprachen zu einer Sprachfamilie gehören.

Hierfür gibt es mehrere Gründe:
Oftmals erweist sich die Unterscheidung von Dialekt und Sprache als schwierig bzw. wird von Forschern unterschiedlich beurteilt. Manche Sprachforscher werten zum Beispiel die 39 existierenden Quechua-Sprachen als eine einzige Sprache mit 39 Dialekten.
Teilweise überlagern politische Faktoren bei der Einteilung einzelner Sprachen auch die linguistische Kriterien.

So werden beispielsweise das Kroatische, das Serbische und das Montenegrinische als eigenständige Nationalsprachen gewertet, obwohl sie in linguistischer Hinsicht eine Sprache, nämlich das Serbokroatische, darstellen könnten.

Zudem ist auch die genaue Zahl der weltweit existierenden Sprachen nicht einmal annähernd bekannt:
Die einen Forscher schätzen, dass es zwischen 4.000 und 5.000 Sprachen gibt, andere Annahmen schwanken zwischen 3.000 und 10.000 weltweit gesprochenen Sprachen.

Erschwert wird eine genaue Aussage zudem dadurch, dass viele existierende Sprachen noch nicht erfasst bzw. teilweise noch unentdeckt sind; oder dass unklar ist, ob eine Sprache als lebendig (d.h. dass sie als Muttersprache gesprochen wird) klassifiziert wird oder ob sie nur noch als Zweitsprache gesprochen wird.

Schwierig ist auch, dass Sprachen rasend schnell aussterben können. So gab es zum Beispiel in Brasilien im 19. Jahrhundert vermutlich über 1.000 Indianersprachen, von denen heute jedoch nur noch weniger als 200 existieren.

Bedingt durch diese vielen Unsicherheitsfaktoren herrscht also in der Forschung Unklarheit bezüglich der Anzahl der, zu einer Sprachfamilie gehörigen Sprachen.

Autorin des Artikels: Konstanze Faßbinder


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