Aus dem Munde des Guru – Gurmukhi

Gurmukhi als geschriebene Form des Punjabi

Die Sprache Punjabi fand ihre – mit rund 125 Millionen Muttersprachlern weltweit relativ große Verbreitung – durch die Sikh-Religion: Dieser, im 15. Jahrhundert entstandene indische Glaube, übernahm Punjabi als seine Sprache. Die Sikh-Religion hat weltweit über 20 Millionen Anhänger und ist eine der jüngsten monotheistischen Weltreligionen.

Als sich die Religion im 17. Jahrhundert weit verbreitete, verschaffte sie dadurch auch der Sprache einen großen Aufschwung, so dass sie zur Schriftsprache wurde, die nun unter anderem mit Gurmukhi niedergeschrieben wird.

So ist Gurmukhi auch die religiöse Schrift des Sri Guru Granth Sahib, des heiligen Buchs der Sikhs. Heute noch sind es vor allem die Angehörigen der Sikh-Religion, welche Punjabi und Gurmukhi verwenden.

Die Name der Schrift Gurmukhi leitet sich von guru (dt. Lehrer) und mukh (dt. Mund) her und bedeutet wörtlich übersetzt „aus dem Munde des Guru“.

Die Schrift entwickelte sich ursprünglich aus der Brahmi-Schrift und ähnelt stark den weit verbreiteten nordindischen Schriften Devanagari und Gujarati.

So wie sie heute existiert, geht die Schrift auf das 16. Jahrhundert zurück, in welchem sie vom zweiten Guru der Sikhs, Guru Angad Dev, standardisiert wurde.

Die Gurmukhi-Schrift findet vor allem im indischen, östlichen Teil des Bundesstaates Punjab Verwendung. Sie wird hier überwiegend von sikhistischen Punjabi-Sprechern geschrieben, hinduistische Punjabi-Sprecher benutzen dagegen die Devanagari-Schrift zum Schreiben des Punjabi.

Im westlichen Gebiet des Punjab, in Pakistan, ist Punjabi überwiegend eine mündliche Umgangssprache. Sie wird hier kaum niedergeschrieben und wenn doch, so schreibt man in der Schrift Shahmukhi.

Punjabi ist nicht die einzige Sprache, die mit Gurmukhi geschrieben wird. Auch andere Sprachen wie Braj Bhasha, Khariboli und z.B. Sanskrit und Sindhi werden zum Teil mit ihr verschriftlicht.

Besonderheiten der Gurmukhi-Schrift

Wie für indische Schriften typisch, ist Gurmukhi eine Abugida- oder alphasyllabische Schrift. Solche Schriften sind Mischungen aus Alphabet- und Silbenschrift.

Die Grundeinheit der Schrift ist eine Gruppe von Zeichen, die etwa so groß ist wie eine Silbe. Diese Silbenzeichen sind wiederum aus kleineren Segmenten zusammengesetzt.

Als Abugida-Schrift besitzen alle Konsonanten typischerweise einen inhärenten, anhaftenden Vokal. Dieser Vokal ist – buchstabengetreu übertragen – ein „a“ und wird [ə] ausgesprochen. Wenn sich dieser innewohnende Vokal ändert, wird dies durch ein diakritisches Zeichen, ein sogenanntes „Vokalzeichen“, angezeigt.

Vokalzeichen können über, unter, vor oder nach dem Konsonanten stehen und bilden mit ihm zusammen eine Einheit. Vokalzeichen können nicht alleine stehen.

Für Vokale innerhalb einer Silbe gibt es keine eigenständigen Zeichen. Steht ein Vokal jedoch zu Beginn einer Silbe (anlautend), wird er als eigenständiges Zeichen geschrieben. Auch die Nasalierung eines Lautes wird durch diakritische Zeichen angezeigt.

In der unten stehenden Tabelle haben wir für Sie beispielhaft am Buchstaben k die Änderung des inhärenten Vokals durch Hinzufügen diakritischer Zeichen aufgeführt.

ਭਾਭਿਭੀਭੁਭੂਭੇਭੈਭੋਭੌ
kakikukekaikokau

Geschrieben und gelesen wird Gurmukhi von links nach rechts. Es gibt keine Großbuchstaben. Die Zeichen sind mit wenigen Ausnahmen gleich hoch und können deshalb beim Schreiben unterhalb einer (gedachten) Linie angeordnet werden.

Das Gurmukhi-Alphabet – Ura-Aira

Auf Punjabi wird die Gurmukhi-Schrift Pänti genannt, was wörtlich 35 bedeutet und der Buchstabenanzahl des Alphabets entspricht.

Das Alphabet selbst ist nach dem Namen seiner ersten beiden Buchstaben benannt: Ura-Aira ਊੜਾ ਐੜਾ [uːɽaː ɛːɽaː].

Aus den 35 Buchstabenzeichen werden, wieder mittels diakritischer Zeichen, insgesamt 38 Konsonanten und 9 Vokale gebildet. Für Letztere gibt es die drei Grundzeichen ੳ, ūṛā, ਅ, aiṛā und ੲ, īṛī.

Hier haben wir eine Übersicht zu den entsprechenden Konsonanten- (vianjan), Vokal- (laga matra) und Sonderzeichen vorbereitet.

Was die Orthographie betrifft, ist Gurmukhi, im Gegensatz zu anderen modernen Schriften des indischen Schriftkreises, an die heutige Aussprache angepasst. So wird beispielsweise die Konsonantenlänge mittels des diakritischen Zeichens Adhak angezeigt (siehe obige Tabelle).

Die Platzierung der diakritischen Vokalzeichen, die typisch sind für indische Schriften, bereiten nicht selten Probleme beim Tippen. Wenn diakritische Zeichen zu einem Buchstaben hinzugefügt werden, ändert sich die Gestalt des Buchstabens in der Regel nicht.

Um Ihnen das Tippen zu erleichtern, werfen Sie einen Blick auf die Gurmukhi-Tastaturbelegung , die wir als PDF zum Ausdrucken für Sie vorbereitet haben. Damit wird es Ihnen leichter fallen, das Schreiben am PC zu üben.

Abschließend haben wir für Sie hier noch die Gurmukhi-Zahlen von eins bis zehn aufgeführt.

Die Zahlen von eins bis zehn

12345678910

Autorin des Artikels: Konstanze Faßbinder


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